Frozen Shoulder, auch als adhäsive Kapsulitis bekannt, ist eine Erkrankung des Schultergelenks, die durch eine fortschreitende Steifheit und Schmerzen gekennzeichnet ist. Weitere gebräuchliche Begriffe sind Periarthritis humeroscapularis und Schultersteife. Diese Begriffe beschreiben die gleichen Symptome und Phänomene: eine Verdickung und Verengung der Gelenkkapsel, die die Beweglichkeit stark einschränkt.

Symptome

Die Symptome der Frozen Shoulder entwickeln sich typischerweise in drei aufeinander folgenden Phasen:

  • Einsteifungsphase (Freezing Stage)
    • kann zwischen 6 Wochen und 9 Monaten dauern.
    • Zunehmende Schmerzen, vor allem bei Bewegungen des Arms und der Schulter.
    • Die Schmerzen sind oft nachts schlimmer und können den Schlaf stören.
    • Mit fortschreitender Phase nimmt die Beweglichkeit der Schulter allmählich ab.
  • Gefrorene Phase (Frozen Stage):
    • Diese Phase dauert in der Regel 4 bis 12 Monate.
    • Die Schmerzen beginnen in dieser Phase allmählich abzunehmen, bleiben aber bestehen.
    • Die Beweglichkeit der Schulter ist stark eingeschränkt.
    • Alltägliche Aufgaben wie Anziehen, Heben von Gegenständen oder einfache Bewegungen können schwierig oder unmöglich sein.
  • Auftauphase (Thawing Stage):
    • Diese Phase kann zwischen 6 Monaten und 2 Jahren dauern.
    • Die Beweglichkeit der Schulter verbessert sich allmählich.
    • Die Schmerzen nehmen weiter ab.
    • Die vollständige Wiederherstellung der normalen Beweglichkeit und Funktion kann jedoch variieren und hängt von individuellen Faktoren ab.

Ursachen

Die genauen Ursachen der Frozen Shoulder sind nicht vollständig geklärt, aber mehrere Risikofaktoren und mögliche Auslöser wurden identifiziert:

  • Trauma oder Verletzung: Eine Verletzung oder Operation an der Schulter kann zu einer eingeschränkten Bewegung und nachfolgender Frozen Shoulder führen.
  • Immobilisierung: Längere Immobilisierung der Schulter, z.B. durch das Tragen einer Schlinge nach einer Verletzung, kann die Entwicklung dieser Erkrankung fördern.
  • Systemische Erkrankungen: Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen (Hypothyreose oder Hyperthyreose), Herzkrankheiten und Parkinson sind mit einem erhöhten Risiko verbunden.
  • Autoimmunerkrankungen: Eine Überreaktion des Immunsystems kann eine Rolle spielen, indem es zu einer Entzündung der Gelenkkapsel kommt.
  • Entzündliche Prozesse: Chronische Entzündungen in der Schulter oder umliegenden Strukturen können die Gelenkkapsel verdicken und einschränken.

Epidemische Verteilung

Frozen Shoulder betrifft etwa 2-5% der allgemeinen Bevölkerung. Es gibt einige demografische Muster:

  • Alter und Geschlecht: Am häufigsten tritt Frozen Shoulder bei Menschen im Alter von 40 bis 60 Jahren auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • Geografische Unterschiede: Es gibt keine signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit von Frozen Shoulder in verschiedenen geografischen Regionen.
  • Zusammenhang mit Diabetes: Personen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko. Etwa 10-20% der Diabetiker entwickeln Frozen Shoulder, und bei insulinabhängigen Diabetikern ist das Risiko noch höher.

Behandlungsmethoden

Die Behandlung von Frozen Shoulder konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und die Wiederherstellung der Beweglichkeit. Dies kann durch eine Kombination aus medikamentöser Therapie, physikalischer Therapie und manchmal invasiven Verfahren erreicht werden.

  • Medikamentöse Therapie:
    • Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen werden häufig verschrieben, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
    • Kortikosteroid-Injektionen: Diese können direkt in das Schultergelenk injiziert werden, um Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
  • Physikalische Therapie:
    • Dehnungs- und Kräftigungsübungen: Ein Physiotherapeut kann spezifische Übungen anleiten, um die Beweglichkeit und Stärke der Schulter zu verbessern.
    • Manuelle Therapie: Techniken wie Gelenkmobilisation und Massage können helfen, die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
  • Invasive Verfahren:
    • Hydrodilatation: Bei diesem Verfahren wird eine Flüssigkeit in das Schultergelenk injiziert, um die Kapsel zu dehnen und die Beweglichkeit zu verbessern.
    • Manipulation unter Narkose: Die Schulter wird unter Vollnarkose bewegt, um die Kapsel zu dehnen und Verklebungen zu lösen.
    • Arthroskopische Kapsulotomie: Ein minimalinvasiver chirurgischer Eingriff, bei dem die verdickte Kapsel durchtrennt wird, um die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Komplementärmedizin:
    • Akupunktur: Kann helfen, Schmerzen zu lindern und die Heilung zu fördern.
    • Massage: Kann Muskelverspannungen reduzieren und die Durchblutung verbessern.
    • Chiropraktik und Osteopathie: Können zur Verbesserung der Gelenkfunktion beitragen.

Mögliche Folgen

Ohne angemessene Behandlung kann Frozen Shoulder zu dauerhafter Steifheit und eingeschränkter Funktionalität führen. Dies kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, da alltägliche Aktivitäten wie Anziehen, Heben von Gegenständen oder einfache Bewegungen schwierig oder unmöglich sein können. In seltenen Fällen können Komplikationen wie Nervenschäden oder anhaltende Schmerzen auftreten, die weitere medizinische Eingriffe erforderlich machen.

Physiotherapie bei Frozen Shoulder

Ziele der Physiotherapie

  • Schmerzlinderung: Durch manuelle Techniken und Modalitäten wie Wärme- oder Kältetherapie sollen die Schmerzen reduziert werden.
  • Beweglichkeitsverbesserung: Gezielte Übungen sollen die Kapsel dehnen und die Beweglichkeit des Schultergelenks fördern.
  • Kraftaufbau: Die umgebende Muskulatur soll gestärkt werden, um das Schultergelenk zu stabilisieren und zu unterstützen.

Therapieansätze

  • Manuelle Therapie:
    • Gelenkmobilisationstechniken: Diese Techniken zielen darauf ab, die steife Kapsel zu lösen und die Beweglichkeit des Gelenks zu verbessern. Der Therapeut bewegt das Gelenk in verschiedenen Richtungen, um Verklebungen zu lösen und die Gelenkkapsel zu dehnen.
    • Myofasziale Techniken: Diese Techniken helfen, Muskelverspannungen zu lösen und die Durchblutung zu verbessern. Der Therapeut arbeitet mit den Weichteilen, um Spannung zu reduzieren und die Beweglichkeit zu fördern.
  • Therapeutische Übungen:
    • Passive Dehnungen: Der Therapeut führt die Bewegungen durch, um die Schulter sanft zu dehnen. Diese Übungen sind besonders in der Anfangsphase wichtig, wenn die Beweglichkeit stark eingeschränkt ist.
    • Aktive Dehnungen: Der Patient führt die Bewegungen selbst durch. Diese Übungen sind wichtig, um die Muskelkraft und die Kontrolle über die Bewegung wiederzuerlangen.
  • Modalitäten:
    • Wärme- oder Kältetherapie: Wärme kann helfen, die Muskulatur zu entspannen und die Durchblutung zu fördern, während Kälte Entzündungen und Schmerzen reduzieren kann.
    • Ultraschall oder Elektrotherapie: Diese Techniken können die Heilung fördern und Schmerzen lindern.

Übungen

  • Pendulum Exercise:
    Ausgangsposition: Stehen mit leicht gebeugtem Oberkörper, wobei der gesunde Arm auf einer stabilen Oberfläche ruht.
    Bewegung: Lassen Sie den betroffenen Arm passiv hin- und herschwingen, kleine kreisende Bewegungen machen. Dies hilft, die Gelenkkapsel zu dehnen und die Durchblutung zu fördern.
  • Finger Walk:
    Ausgangsposition: Stehen vor einer Wand.
    Bewegung: Mit den Fingern der betroffenen Hand die Wand hinauf „klettern“, um die Schulter in die Streckung zu bringen. Dies dehnt die vordere Kapsel und verbessert die Beweglichkeit.
  • Towel Stretch:
    Ausgangsposition: Halten Sie ein Handtuch hinter dem Rücken mit einer Hand über der Schulter und der anderen hinter dem Rücken.
    Bewegung: Ziehen Sie das Handtuch nach oben, um die Schulter zu dehnen. Dies dehnt die hintere Kapsel und verbessert die Beweglichkeit.
  • Cross-Body Stretch:
    Ausgangsposition: Stehen oder sitzen.
    Bewegung: Ziehen Sie den betroffenen Arm mit der anderen Hand über die Brust, um die hintere Kapsel zu dehnen. Diese Übung verbessert die Beweglichkeit und lindert Spannung.
  • External Rotation Stretch:
    Ausgangsposition: Liegen oder sitzen mit dem Arm in einem 90-Grad-Winkel.
    Bewegung: Verwenden Sie die andere Hand, um den Unterarm nach außen zu drücken. Dies dehnt die vordere Kapsel und verbessert die Beweglichkeit.

Verlauf und Anpassung

Die Übungen sollten langsam und schrittweise gesteigert werden, um Überlastung zu vermeiden. Der Physiotherapeut wird den Fortschritt überwachen und das Programm anpassen, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Regelmäßigkeit und Geduld sind entscheidend, da die Rehabilitation bei Frozen Shoulder oft mehrere Monate in Anspruch nimmt. Der Therapieplan sollte individuell angepasst werden, um den spezifischen Bedürfnissen und Fortschritten des Patienten gerecht zu werden.

Zusammenfassung

Frozen Shoulder ist eine schmerzhafte und einschränkende Erkrankung des Schultergelenks, deren Ursachen nicht vollständig geklärt sind. Die Behandlung erfordert einen multidisziplinären Ansatz, wobei die Physiotherapie eine zentrale Rolle spielt. Durch gezielte Übungen und manuelle Techniken kann die Beweglichkeit wiederhergestellt und Schmerzen gelindert werden. Ein umfassendes Verständnis der Erkrankung und ein individuelles Behandlungsprogramm sind entscheidend für eine erfolgreiche Rehabilitation.